17. 4. 2020 Wer führt Deutschland durch die Corona-Krise?
Sind es Fachleute, sprich Wissenschaftler der entsprechenden Fachrichtungen, sind es Minister, die eine adäquate Ausbildung gehabt haben? Man darf daran zweifeln.
Schauen wir einmal auf die Minister. Die deutschen Wissenschaftler können sich glücklich schätzen, dass die Politik sie gut versorgt und ihre Arbeit zu schätzen weiß. Dennoch ist für die Wissenschaft auf der Bundesebene eine fachfremde Quotenfrau zuständig, nämlich Anja Karliczek. Sie ist eine deutsche Bankkauffrau, Hotelfachfrau sowie CDU-Politikerin, kurzum vieles, aber keine Wissenschaftlerin. Ihre Vorgängerinnen waren Johanna Wanka und Annette Schawan, die wegen ihrer gefälschten Doktorarbeit ihren Doktortitel und ihr Amt verlor.
Auch Gesundheitsminister Jens Spahn hatte vorher nichts mit Gesundheit zu tun, sieht man von seiner eigenen ab. Er ist gelernter Bankkaufmann und Politikwissenschaftler.
Die Liste der sachunkundigen Minister/-innen kann man beliebig fortsetzen, z.B. die beiden letzten Verteidigungsministerinnen. Ist es da ein Wunder, dass sie mangels eigenen Fachwissens Millionen Euro Steuergelder für Beraterverträge ausgegeben haben?
Das sieht bei den anderen führenden Wissenschaftsnationen wie China, Singapur, Korea und Taiwan ganz anders aus. Deren Forschungs- und Gesundheitsminister sind fast ausschließlich Wissenschaftler oder wenigstens Ärzte. Vielleicht ist auch das Grund dafür, dass gerade diese Länder die Corona-Krise vergleichsweise so gut gemeistert haben?
Und wer erklärt im Fernsehen uns Bürgerinnen und Bürgern, also uns Laien, die Probleme mit Corona?
Oft sitzen solche Menschen in Talkshows, die gerne dort sitzen und eher zufällig ausgewählte Bürger mit akademischem Titel sind, statt besonders qualifizierter Forscher auf einem bestimmten Gebiet.
Denken Sie ´mal an die drei Personen, die quasi Dauergäste der Talkshows sind und bisher zu allen gesellschaftlich relevanten Themen der Wissenschaft, egal ob Klimawandel, Kernenergie oder Pandemien eingeladen wurden: ein sympathischer Diplomphysiker, der im WDR Wissenschaftsshows moderiert, ein lustiger Quiz-Showmaster, der mal Arzt war, und ein gut aussehender Pop-Philosoph, der mittlerweile Chef einer politischen Partei ist.
Das sind alles bekannte Sympathieträger, aber keiner von denen ist ein aktiv forschender Naturwissenschaftler, der befähigt wäre, Substantielles zur Wissenschaft zu sagen. Das ist, etwas überspitzt gesagt, der Zustand der „wissenschaftlichen Diskussionskultur“ hierzulande. Zugegeben, mit der Teilnahme von Virologen und Epidemiologen hat es sich in Zeiten von Corona etwas geändert.
Für die oft unqualifizierten Teilnehmer in den Talkshows sind deren Redaktionen verantwortlich, bestehen sie doch aus Medienvertretern, die gelernt haben zu unterhalten und Kontroversen zu schüren. Aufklärung und Erkenntnisgewinn ist nicht ihr Programm, das verkauft sich nicht.
Wissenschaftliche Grundkenntnisse sind aber notwendig, um einschätzen zu können, wer wirklich etwas weiß und versteht. Ein Virologe kann mehr oder weniger gut etwas zur Behandlung einer bestimmten Virenkrankheit sagen; ein Epidemiologe jedoch kann mehr oder weniger gut Modelle erklären, wie sich die Verbreitung und Bekämpfung wahrscheinlich gestalten könnte.
Kurzum: Virologen und Epidemiologen sind nicht das Gleiche!
Nun hat die Leopoldina, unsere Nationale Akademie der Wissenschaften, sich zu Maßnahmen in der Corona-Krise geäußert. Und was passiert?
Jedem, der sich „Experte“ nennt, oder sich zu den üblichen Opfergruppen und Interessenvertretern zählt, wird ein Forum geboten, um die Wissenschaftler zu kritisieren. Jeder hat eine starke, meist vorgefestigte Meinung und kritisiert, dass zu wenig Frauen in der Leopolidina-Kommission waren oder dass die Belange alleinerziehende Mütter nicht genügend berücksichtigt worden seien.
Völlig nebensächlichen Argumenten wird Platz und Zeit in den Medien gegeben.
Und das gilt nicht nur in Corona-Zeiten. Hier sei nur an die Terrorismus-Experten im Fernsehen erinnert, die sich nach jedem Anschlag breit und ausführlich äußern.
Die Medienmacher sollten erkennen, dass Theologen, Philosophen und Soziologen uns in dieser Krise nur bedingt weiterhelfen, wenn es darum gehen muss, wissenschaftlich begründbare Entscheidungen zu treffen.
Und die für unser Land, unsere Wirtschaft und Gesundheit so wichtigen Naturwissenschaftler sollten den Mut aufbringen, vermehrt politische Ämter anzustreben. Sie haben mehr Fachwissen, zumindest auf ihrem Gebiet, als selbsternannte Experten oder fachfremde Minister.
Auch das sollte eine Erkenntnis sein, die wir nach dem Ende der Corona-Krise umsetzen müssen.
Eigentlich kann man sich nur wundern, dass trotzdem unser Land bisher relativ gut durch die Pandemie gekommen ist.