6. 4. 2020 Corona – Die Herdenimmunität

Die Corona-Krise ist eine unglaubliche Herausforderung. Jeder Tag, an dem die Menschen daheim bleiben müssen, nicht zur Arbeit gehen, sich nicht mit ihren Verwandten und Freunden treffen können oder nicht verreisen, ist eine Belastung. Ganz sicher für die Wirtschaft, aber auch für die Psyche der Betroffenen. Und auch wenn immer wieder beteuert wird, dass die Maßnahmen nur so lange gelten sollen, wie es absolut nötig ist, gibt und gab es Stimmen, die fragen: Sind die Maßnahmen überhaupt nötig? Gibt es keine Alternative?

Ein Vorschlag, der dabei ins Spiel gebracht wird, ist das Konzept der so harmlos klingenden Herdenimmunität.
Darunter versteht man, dass ein Erreger sich nicht mehr wirklich in einer Population verbreiten kann, weil sehr viele Menschen bereits immun dagegen sind.

Damit ein Mensch immun gegen einen Erreger wird, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder er erlebt (und überlebt) eine Infektion oder er wird geimpft. Eine Immunität kann dabei auch nur zeitweise bestehen. Dann müssen zum Beispiel Impfungen wiederholt werden.

Für das neuartige Corona-Virus gibt es noch keinen Impfstoff. Das heißt, die Hineingleiten in eine Herdenimmunität wäre zum derzeitigen Zeitpunkt nicht kontrolliert möglich, sondern nur dadurch, dass sich sehr viele Menschen mit dem Virus infizieren. Wie viele das sein müssten, das ist derzeit noch nicht eindeutig. Virologen gehen aber davon aus, dass für ein natürliches Abflauen eine Durchseuchung von 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung nötig sei.

Das eigentliche Problem bei der Herdenimmunität ist die Mortalitätsrate, also die Sterblichkeit. Grob könne man nach Ansicht von Fachleuten derzeit in Deutschland eine Sterblichkeitsrate von 0.5 bis 1 Prozent annehmen. Das bedeutet, dass bei einer Million Infizierte mit 5000 bis 10.000 Toten gerechnet werden muss. Rechnet man das hoch bei 83 Mio. Einwohnern und einer Durchseuchung von 60 Prozent, gehen wir auf ca. 50 Mio. Infizierte zu. Nehmen wir den niedrigsten Faktor von 0,5 Prozent Todesfälle, sind 250.000 Tote zu erwarten. Das kann niemand billigend in Kauf nehmen oder gar fordern! Es ist schlichtweg menschenverachtend!

Und das ist nicht das einzige Problem. Hinzu kommen die vielen Menschen mit schweren Verläufen, die in Krankenhäusern aufgenommen und behandelt werden müssten. Die Folgen wären gravierend: Krankenhäuser, die von diesen Zahlen völlig überrannt werden würden, Menschen, die nicht mehr versorgt würden.
Um es einfach zu sagen: Die Vorstellung, man könnte einfach so die Pandemie “über sich ergehen” lassen, ist wahnwitzig – für alle Menschen in allen Altersklassen und mit oder ohne Vorerkrankungen!

Und das in Potsdam, in dem das wichtigste Krankenhaus zur Zeit ausgefallen ist!