5. 4. 2020 Denglisch in Corona-Zeiten
Die Nutzung von Denglisch feiert zur Zeit fröhliche Urständ´. Da werden, wie schon vor Jahrzehnten bei dem Begriff „Handy“, Wörter erfunden wie „Lockdown“, die zwar englisch klingen, die es dort aber gar nicht gibt. Wollen sich unsere Journalisten und Virologen dadurch weltgewandt geben, indem sie inhaltserklärende gute deutsche Ausdrücke durch vermeintlich englische ersetzen?
Zugegeben, die Welt-Gesundheits-Organisation WHO (World Health Organisation) verständigt sich in englischer Sprache, und ihre Presseverlautbarungen nutzen sie ebenfalls. Aber ist das ein Grund, sie auch in den deutschen Medien zu verwenden? Oder sind die Nutzer des Denglischen einfach nur zu bequem, einen deutschen Ausdruck zu suchen?
Weiß der geneigte Leser dieser Zeilen in unserem Teil Deutschlands, in dem gerade ältere Menschen in der Schule keinen oder nur wenig Englisch-Unterricht hatten, was Exilstrategien aus dem Lockdown sind? Wenn es auch die Kanzlerin für zu früh hält, über eine Lockerung der Corona-Virus-Maßnahmen nachzudenken, diskutieren derzeit viele Experten und Politiker öffentlich über Exitstrategien aus dem Lockdown. Denn dass Kontaktverbote und Ausgangssperren nicht monatelang aufrechterhalten werden können, scheint klar.
Aber warum Kontaktverbote und die 1,5 m-Grenze als Social Distancing bezeichnet werden müssen, entzieht sich ebenfalls jedem logischen Denken.
Und wenn der Hallenser Professor Alexander Kekulé[1] nunmehr fordert, aus dem Social Distancing ein „Smart Distancing“ zu machen, dann kann man sich nur an den Kopf fassen. Lehrt er doch an einer Universität, die den Namen des Mannes trägt, der vor ca. 500 Jahren mit seiner Bibel-Übersetzung erst die deutsche Sprache vereinheitlicht und damit quasi geschaffen hat.
Dabei geht es Kekulé nur darum, aus den einschneidenden Ausgangssperren Maßnahmen mit geringeren Auswirkungen zu machen. So sollen lediglich Situationen vermieden werden, in denen das Virus übertragen werden kann. Dazu gehören bekannte Regeln wie regelmäßiges Händewaschen, der Verzicht auf das Händeschütteln und das Einhalten eines Mindestabstands von zwei Metern. Sollte dies zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht möglich sein, empfiehlt Kekulé das konsequente Tragen einer einfachen OP-Maske. Diese schütze nicht nur andere im Fall, dass der Träger infiziert ist, sondern auch den Träger der Maske selbst vor einer Infektion, insbesondere in Kombination mit einer Brille.
Aber muss uns das alles wieder in englischer Sprache nahe gebracht werden?
[1] Kekulé ist Professor für Medizinische Mikrobiologie und Virologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg