18. 2. 2020 Die Neugier der Presse und ihre Folgen

Da gibt es offensichtlich eine 13-köpfige rechtsterroristische Truppe, die Anschläge geplant haben soll. Davon fünf Personen im engeren Zirkel, die anderen mehr oder minder als Mitläufer.
In einer geplanten Aktion der Polizei in mehreren Bundesländern wurden gestern 12 Personen  festgenommen. In ihren Wohnungen fand man Beweismittel, darunter eine Waffe.

Gut so, diese Gefahr ist erst einmal gebannt – bleibt zu hoffen, dass die Gerichtsverfahren auch zu den nötigen Urteilen führen.

Aber die Presse! Auch in Potsdam teilten MAZ und PNN mit, dass einer aus dem „harten Kern“ die anderen bei der Polizei angeschwärzt hat. Und dass er der einzige war, gegen den kein Haftbefehl erlassen wurde!
Kurzum, jetzt wissen alle Festgenommenen und ihre Unterstützer, wer der Informant war. Kann sich die Presse vorstellen, dass sie mit ihren Veröffentlichungen das Leben dieses Mannes aufs Spiel setzt? Denn in diesen Kreisen herrscht die eiserne Regel, dass „Verräter“ zur Rechenschaft gezogen werden, und das bedeutet in der Regel Ermordung.  Ob da die sogenannten Zeugenschutzprogramme helfen, darf man zu Recht bezweifeln, denn es gibt auch noch Familienmitglieder, Verwandte und Freunde, die die Schwachstelle im Programm bilden. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Veröffentlichung war unverantwortlich.

Sie stört auch die weitere Arbeit der Polizei, kann man sich doch vorstellen, dass das Anwerben derartiger Personen in künftigen Fällen deutlich erschwert wird. Wer ist schon bereit, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, wenn er damit rechnen muss, dass seine Identität tags drauf öffentlich bekannt gemacht wird?

Und man darf auch fragen, welche Polizeidienststelle oder Staatsanwaltschaft wieder einmal nicht dicht gehalten hat. Man muss nicht alles an die Presse weitergeben, auch nicht unter dem Siegel der Verschwiegenheit, denn auf Vertraulichkeit bei der Presse zu setzen, ist soviel wert, als ob man einer Katze das Mäuse-Fangen untersagen würde.

Für Presse und Strafverfolgungsbehörden passt der Spruch des spätrömichen Gelehrten Boethius: Si tacuisses, …[1]

 



[1] Wenn Du geschwiegen hättest, …