6. 2. 2020 Die Golmer müssen sich auf die englische Sprache umstellen

Es wird umbenannt: Aus dem Wissenschaftspark Golm wird der Science Park Golm.

Nein, das kein Spaß. Denn nicht nur der Park wird umbenannt, sondern auch die Haltestelle der Buslinie 605, deren Ende eben genau dieser Park ist. Und damit müssen auch die Fahrpläne umgeschrieben werden, muss doch künftig alles seine Richtigkeit haben!

Man könnte verzweifeln!  In unserem Teil Deutschlands, in dem man zu DDR-Zeiten zwar Russi9sch, aber nur wenig Englisch lernen konnte, tut sich die ältere Hälfte der Einwohner mit dem Denglisch, also der Verenglischung deutscher Begriffe, schwer. In dem Land von Luther, Goethe, Schiller, Kleist, Einstein und anderen Dichtern und Denkern muss die deutsche Sprache ums Überleben kämpfen. Da gibt es Outdoor-Kleidung, mit der man zum Come-Together beim nächsten Event geht,  da werden Schüler mit „Be hard, drink soft!“ zur Drogenabstinenz aufgerufen, und unsere gute alte Post, die sich zu T-Home, T-Mobile und T-Com gemausert hat, ist mit ihrem vermeintlich englischen Tarif-Sprach-Dschungel schon lange nicht mehr zu verstehen. Die Nürnberger Agentur für Arbeit lädt in ihre Job-Center oder Service-Points zur Quick-Vermittlung, und wenn das nicht klappt, kann man immer noch ein Date machen, das hoffentlich nicht zum Flop wird.

Wir werden von Marketing-Strategen, Computer-Freaks, Möchtegern-Kosmopoliten und anderen Menschen mit einer angeberischen Sucht nach Weltläufigkeit in Wortschöpfungen wie  chillen, chatten, relaxen, brainstormen getrieben, und unsere Potsdamer öffentliche Verwaltung macht diesen Unsinn mit und nennt den Bürgerservice „Front-Office“, weil dort die Anträge abgegeben werden, und die bearbeitende Stelle „Back-Office“, weil dort in publikumsfernen Räumen die Anträge der Bürger bearbeitet werden. Die kommunalen Eigenbetriebe sind ebenfalls dabei und nutzen dieses irgendwie-englische „Schnöselkauderwelschs“ (taz).

Dabei steht in allen Verwaltungsverfahrensgesetzen des Bundes (§ 23 VwVG) und der Länder, dass die Amtssprache Deutsch ist – ohne Wenn und Aber. Eine in der deutschen Gesetzgebung selten eindeutige Aussage ohne Ausnahmen und ohne Ausnahmen von den Ausnahmen!

Der Bürger hat sich an die Gesetze zu halten – und die Verwaltung bzw. die verwaltungseigenen Betriebe?