25. 1. 2020 Die Diskussion zur Garnisonkirche in der IHK

Gestern haben nun die Befürworter und die Gegner des Wiederaufbaus der Garnisonkirche miteinander gesprochen – genau genommen nicht miteinander diskutiert, sondern nur ihre jeweilige Sichtweise dargestellt. Dazu hatte der Hauptausschuss, dessen Vorsitzender der Oberbürgermeister persönlich ist, in die IHK Potsdam eingeladen.
Will doch die evangelische Kirche mit Baugenehmigung auf einem ihr gehörenden Grundstück ein evangelisches Gotteshaus errichten, das nach einem Bombentreffer beschädigt und von der DDR gesprengt worden ist, um Platz für eine „Magistrale“ für die damals üblichen Maidemonstrationen etc. zu haben.

Seit geraumer Zeit wird dieses Thema in Potsdam kontrovers diskutiert. Angefangen hatte seinerzeit die „Kampagne gegen Wehrpflicht, Ersatzdienste und Militär“, aus der später die Fraktion „Die Andere“ hervorging und die zur Zeit mit sechs Stadtverordneten in der SVV vertreten ist. Dort sorgt sie dafür, dass das Thema immer wieder am Kochen gehalten wird.
Und mit ihren Stadtverordneten unterstützt sie die rot-rot-grüne Kooperation, von Spöttern „die grüne SED-Runde“ genannt, so dass die Bürgerlich-Konservativen auf verlorenem Posten stehen.

Die Vertreter von 10 Organisationen konnten in einem fünfminütigem Statement ihre Vorstellungen darlegen. Rückfragen waren in dieser Phase nicht gestattet, wie der OB als Vorsitzender die Fraktionen belehrte. Nachfragen waren erst nach dem Vortrag aller Organisationen zulässig, und das auch nur von den Fraktionen, nicht von anderen Teilnehmern. Auch die zahlreichen Zuschauer wurden darauf hingewiesen, dass Missfallens- oder Beifallsbezeugungen nicht erlaubt seien.

So konnte jeder in Ruhe seinen Standpunkt darlegen. Erstaunlich war zuerst das Statement der Vertreterin der evangelischen Kirche, die auf das Kirchenschiff verzichten wollte und stattdessen nur eine Grünfläche vorschlug. Ansonsten legten alle ihre Sichtweisen dar, die aus der Presse hinlänglich bekannt sind und hier nicht wiederholt zu werden brauchen.  

Auch scheint der Turm der Kirche mittlerweile außerhalb der Diskussion zu stehen

Warum allerdings Organisationen wie der Stadtjugendring eingeladen waren, ist nicht nachvollziehbar. Wollte man mit den Stimmen der Potsdamer Jugend-Vertretung die Kirchen-Gegner stärken? Und warum fehlte der Senioren-Beirat, dessen Mitglieder bekanntlich ein Gotteshaus deutlich öfter nutzen als die Jugendlichen? Und warum durften andere ihre Standpunkte darlegen, obwohl sie gar keine Organisation hinter sich haben, sondern sich nur auf eine Unterschriftensammlung beriefen?

Wie auch immer, es war eine gute Runde, und der einzige Sieger, wenn man überhaupt davon sprechen kann, war der Oberbürgermeister, der in seiner sachlichen, ausgleichenden Art für einen zwar emotionalen, aber vor allem informativen und ruhigen Abend sorgte. Er ist eben ein glänzender Moderator.

Schubert erhofft sich einen mit möglichst breiter Mehrheit gefassten Beschluss des Stadtparlaments, wie er sich als Vertreter der Stadt im Kuratorium der Stiftung Garnisonkirche verhalten soll. Dieser Beschluss wird in einer der kommenden Sitzungen gefasst.