4. 11. 2019 Die Humboldt-Universität und ihre Nobelpreisträger

Die Humboldt Uni gerät wieder einmal in den Fokus der Öffentlichkeit. Wie viele andere Universitäten auch kann sie sich offensichtlich nicht dagegen wehren, immer mehr politisiert zu werden.

Ihre Partner-Uni, die Freie Universität Berlin, geht mit schlechtem Beispiel voran, hat sie doch gerade festgestellt, dass die Familienministerin Giffey zwar unübersehbar deutlich gemogelt (= abgeschrieben) hat, aber doch nicht so sehr, dass ihr der Doktor-Titel aberkannt werden müsste. Was war nur bei uns früher auf dem Gymnasium los, wenn einer bei einer Klassenarbeit oder gar bei der Abiturprüfung abgeschrieben hatte? Setzen! Sechs!
Und was wäre wohl passiert, wenn statt Dr. Franziska Giffey Frau Dr. Alice Weidel von der AfD auf diese Art und Weise ihren Doktor-Titel erschwindelt hätte? Die Häme hatte jene bei dem früheren CSU-Verteidigungsminister Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg um ein Vielfaches übertroffen!

Zurück zur Humboldt-Uni! Gerade tobt mehr oder minder hinter den Kulissen einen Kampf zwischen Prof. Jörg Baberowski und zwei Studentinnen. Nein, nicht wegen sexueller Verfehlungen, sondern wegen des N-Wortes, also dem Wort „Neger“ (lateinisch: niger, nigra, nigrum = schwarz), mit dem sich gelegentlich Menschen mit schwarzer Hautfarbe rassistisch diskriminiert fühlen. Hier sei nur an die „zwaarte Piets“ (Schwarzer Peter) in Potsdam erinnert, die nicht mehr mit dem Sinterklaas (St. Nikolaus) im dortigen Holländischen Viertel willkommen sind. Wenn sich weiße Menschen das Gesicht schwarz färben, sei das rassistisch, so die Gutmenschen. Wenn das die Karnevalisten in den rheinischen Karnevalshochburgen hören würden, in denen sich die Jecken bevorzugt als Araber oder Neger verkleiden!

Nein, Prof. Baberowski hat das Wort nicht verwendet, er hat aber einen Artikel der FAZ, in dem das Wort vorkam, an die Pinnwand seines Instituts gehängt. Das genügte, um ihn als „Rassisten“ zu bezeichnen

Baberowski jedenfalls muss sich gegen den Vorwurf rechtsradikaler Umtriebe verteidigen, hat er doch zusätzlich noch die Flüchtlingspolitik Merkels kritisiert. Und wer entscheidet darüber, ob Baberowski rechtsradikal ist? Und ob er Vorlesungen halten darf? Natürlich der AStA, und vermutlich mit ihm die Antifa,  die schon Vorlesungen an der Uni Hamburg von Prof. Bernd Lucke, dem früheren Gründer der AfD, zweimal derart gestört hat, dass der sie abbrechen musste, oder Bundesinnenminister a.D. Thomas de Maiziere in Göttingen an einer Lesung aus seinem Buch gehindert hat, indem sie den Zugang zum Saal versperrt hatte. Die Antifa weiß, was gut für das Volk und die Studenten ist!

Im aktuellen Streit an der Humboldt-Uni geht es um die sogenannte Galerie vor dem Senatsaal im Hauptgebäude der Hochschule. Dort hängen die Porträts der 29 Nobelpreisträger, die die Universität in ihrer Geschichte hervorgebracht hat, z. B. von Fritz Haber, Otto Hahn, Werner Heisenberg, Erwin Schrödinger, Albert Einstein, Paul Ehrlich oder Theodor Mommsen. Doch oh Schreck, oh Graus: die porträtierten Nobelpreisträger sind – man ahnt es – alle männlich und weiß. Das geht nun gar nicht  - alte weiße Männer! Was nun?

Ob die Galerie der aktuellen Rektorin der Universität, Frau Prof. Münch, frühere SPD-Ministerin in Brandenburg, ein Dorn im Auge war? Eigentlich braucht sie sich doch nur dergestalt wissenschaftlich hervorzutun, dass sie ebenfalls den Nobel-Preis erhält, dann hängt sie auch bald dort. Aber das kann, wenn überhaupt, dauern!

Auf jeden Fall befasst sich nun die „historische Kommission“ der Uni damit. Und die hat festgestellt, dass es schon seit Jahren Kritik an der Galerie gäbe, „weil in ihr nur eine kleine, ausschließlich weiße und männliche und daher von vielen als wenig repräsentativ empfundene Gruppe erinnerungswürdiger Angehöriger der Universität vertreten ist.“  

Das Ganze kommt nicht von ungefähr. Im Dezember 2014 hatte eine studentische Gruppe, die sich ,Wissen im Widerstand‘ nannte, ein in dieser Galerie ebenfalls hängendes Porträt von Adolf Butenandt entwendet. Dieser hatte 1939 den Nobelpreis für Chemie zugesprochen bekommen, war allerdings NSDAP-Mitglied und auch an rassischen Forschungen während der NS-Zeit beteiligt. Ob das das Nobel-Komitee seinerzeit nicht wusste?

Die historische Kommission jedenfalls sah Handlungsbedarf. Geplant ist nun, ab 2020 in zweijährigem Turnus Wechselausstellungen auszurichten. Deren erstes Thema soll lauten: „Humboldtianer*innen mit Zivilcourage“. Man darf sicher sein, dass dann nur noch linksgrüne Vertreter geehrt werden!

Das eigentliche Problem ist die Moralisierung des Wissenschaftsbetriebes an sich. Wissenschaftler sollen exzellente Wissenschaft abliefern. Ob sie dabei Haltung zeigen, wofür und wogegen, ist Privatsache. Eine Universität hat sich an ihren wissenschaftlichen Leistungen zu messen, nicht an ihrer moralischen oder gar politischen Haltung. Zum einen, weil Moral allzu sehr dem Zeitgeist unterliegt. Zum anderen aber, weil Politik, die im Mantel der Moral daherkommt, schnell zum Feind freier Wissenschaft werden kann. Universitäten in totalitären Ländern sind ein treffendes Beispiel, und auch die Humboldt-Uni dürfte sich noch an die DDR-Zeiten erinnern.

Bei den Nazis wurden, Gott sei´s geklagt, die Juden der Universitäten verwiesen; bei der Antifa sind es die bürgerlichen oder gar rechts stehenden Professoren. Darf oder sollte man gar die Antifa nazistisch nennen? Die Ähnlichkeiten sind jedenfalls nicht zu übersehen.