13. 8. 2019 Viele von uns gehören zur Oberschicht – und wissen es gar nicht
Gehören Sie, lieber Leser, in Deutschland zur Oberschicht? Laut Ergebnis einer aktuellen Studie schätzen viele Deutsche ihre gesellschaftliche Position anhand ihres Einkommens falsch ein. Besonders Menschen ohne Bildungs- und Berufsabschluss liegen bei der Einschätzung oft daneben.
Denn eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln ermittelte und veröffentliche Erstaunliches:
Ein deutscher Single mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 3.440 Euro zählt danach bereits zu den einkommensstärksten zehn Prozent der Gesellschaft.
Ein Paarhaushalt ohne Kinder liegt wegen der Einspareffekte im Haushalt bei einem monatlichen gemeinsamen Nettoeinkommen von rund 5.160 Euro im oberen Einkommensbereich, also auch bei den obersten zehn Prozent.
Nun lassen Sie einmal ihren gesunden Menschverstand sprechen. Dann kommen Sie vermutlich auch zu dem Ergebnis, dass das nicht richtig sein kann. Nehmen wir nur einmal die Beamten des höheren Dienstes, also die Regierungsräte oder -Direktoren, die Ministerialbeamten oder die Chefetagen der staatseigenen Unternehmen, die alle mehr verdienen. Wenn Sie dann noch die leitenden Menschen der freien Wirtschaft, also die Unternehmer, die Prokuristen, die Abteilungsleiter, Direktoren und Aufsichtsräte hinzuaddieren, die zum Teil Unsummen auf ihr Konto überwieesen bekommen, kommen Sie problemlos auf so viele Personen, dass die angeblichen 10 Prozent deutlich überschritten werden. Nur wenn Sie in die Gesamtzahl noch die Kinder, Erwerbslosen, Kranken und Rentner einbeziehen, kommt eine andere Zahl heraus.
Auf die Unterschiede zwischen Ost und West oder zwischen Stadt und Land soll hier gar nicht eingegangen werden. Aber wenn in Potsdam für die Wohnungen in der Havelschlange (Momper-Bau in Potsdam-West) zum Teil mehr als 2.400 Euro Miete pro Monat zu berappen sind (wozu noch mindestens 4,50 Euro Nebenkosten pro Quadratmeter Wohnraum hinzukommen), dann fragt man sich, wer von den angeblichen oberen Zehntausend das bezahlen kann und will. Ähnliches gilt für die Mieten in München und demnächst auch in Berlin.
Vermutlich ist der gesunde Menschenverstand realitätsnäher als die Studie.
Naja, die Studie stammt vom Institut der deutschen Wirtschaft. Da kann man sich denken, was mit diesen Aussagen bezweckt werden soll. Klingt wie in der DDR, als das Durchschnittseinkommen so veröffentlicht wurde, dass nahezu jeder mehr auf seinem Gehaltszettel sah und sich damit zu den Reicheren zählen konnte.
Merke: Man muss heutzutage bei allem kritisch sein!