21. 12. 2018 Blinder Aktionismus beim Schutz der Umwelt?
Reden wir gar nicht drum herum: Es muss viel für die Umwelt getan werden. Denn das wird höchste Zeit! Aber die Umweltaktivisten in der Politik und bei den angeblichen NGO (Non-Gouverment Organisations) müssen sich bei ihren Forderungen überlegen, ob ihre Absichten und die Auswirkungen nicht kontraproduktiv sind.
Nehmen wir als Beispiel die Sommerzeit. Mit ihrer Einführung, so wurde uns seinerzeit unisono von Politik und Umweltorganisationen versprochen, würde der Energieverbrauch reduziert, weil wir im Sommer eine Stunde länger Sonnenschein resp. Tageshelligkeit haben. So ein hanebüchener Unsinn! Denn wir stehen ja auch – im Vergleich zur „Normalzeit“ – eine Stunde früher auf. Aber mit derlei Argumenten konnte man gegen die Phalanx der Befürworter in den Medien nichts ausrichten; man konnte sich nur an den Kopf fassen. Jetzt endlich hat man den Unsinn und seine "Fake-News"-Begründung gemerkt und rudert langsam zurück.
Oder das Elektro-Auto! Rechnet man die Umwelt-Schäden hinzu, die bei der Herstellung der notwendigen überdimensionierten Batterien entstehen, dann wird erst nach ca. 60.000 km Fahrleistung die Umweltbilanz positiv (wenn die Stromerzeugung umweltfreundlich ist). Aber dann braucht man wieder eine neue Batterie, weil auch diese Batterien nicht signifikant länger halten als eine „normale“ Autobatterie. Und die Umweltschädigung beginnt von Neuem.
Oder die Abschaffung der Glühbirne und ihr Ersatz durch Halogen- bzw. LED-Lampen oder andere Energiesparleuchten. Da ein Teil dieser Leuchtmittel kein „warmweißes“ Licht erzeugen kann und deshalb zuviel Blauanteil enthält, ist es schädlich für das menschliche Auge! Aber das ist den Umweltaktivisten egal, Hauptsache es wird nicht mehr so viel Strom verbraucht.
Und wie steht es mit den Strohhalmen und dem Einweggeschirr, das die Ozeane verschmutzt? Deretwegen wir jetzt von Brüssel wieder mit Verboten überzogen werden? Wenn überhaupt, dürften Rückstände von Strandbesuchern oder von Ozeanriesen heruntergewehte Pappteller der geringste Teil der Verschmutzung sein. Und in Europa schon einmal gar nicht! Der größte Teil des Mülls kommt aus Flüssen, und zwar zum überwiegenden Teil in Südostasien. Denn dort gibt es keine Entsorgungs- oder gar Recyclingsysteme wie in Europa. Flaschen, Tüten und anderer Müll landen in der Natur und später im Wasser. Finanzelle Hilfen bei Entsorgungs- oder Recyclingsystemen dürften deutlich mehr bringen als die europäischen Verbote. Aber mit Verboten kann man der Weltöffentlichkeit Aktionismus vorgaukeln und zeigen, wie ernst man die Meeresverschmutzung nimmt. Außerdem kostet das kein Geld oder wenn, dann nur wenig, und das muss dann der Verbraucher für Ersatzstrohhalme und -Geschirr zahlen.
Und Potsdam ist kein Deut besser! Nehmen wir als Beispiel die Zeppelinstraße. Der Teil der Autos, der jetzt noch hindurchfährt, verursacht mehr Emissionen, weil er im Stop-and-Go-Verkehr fahren muss, und der andere Teil, der auf selbstgewählten Umleitungen oft durch Wohngebiete zur Stadt oder wieder nach Hause fährt, verursacht ebenfalls mehr Emissionen, weil seine Wege länger sind. Mit anderen Worten: Dieser blinde Aktionismus ist für die Umweltbilanz unserer Heimatstadt schlichtweg kontraproduktiv!
Wobei man überhaupt einmal fragen muss, was es mit der von der EU gezogenen Grenze von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft auf sich hat. Diese Grenze ist der Jahresdurchschnittsgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) von 40µg/m³ im öffentlichen Straßenverkehr, obwohl die Grenzwerte von Schadstoffen in Innenräumen weitaus großzügiger betrachtet werden und der Mensch sich zu 70-80 Prozent des Tages dort aufhält.
Höchst offiziell sind am deutschen Industrie-Arbeitsplatz für Beschäftigte laut Bundesgesundheitsblatt 950 Mikrogramm pro Kubikmeter Innenraumluft als „Maximale Arbeitsplatz-Konzentration“ (MAK) erlaubt. Also gut 20 Mal so hoch wie für Stickstoffdioxid auf Straßen – und zwar acht Stunden täglich und 40 Stunden in der Woche[1]. Ist unter diesen Umständen die Grenze von 40 Mikrogramm im Straßenverkehr noch glaubwürdig?
Darüber hinaus bewies eine groß angelegte Langzeitstudie durch das Health Effect Institute Boston (HEI 2015) an Ratten durch Inhalation von Dieselabgasen eines EURO 5 - Motors mit Partikelfilter, dass Auswirkungen auf die Lunge durch Partikel nicht nachweisbar waren.
Dergleichen Beispiele gibt es zuhauf. Damit stumpft man aber die wohlmeinenden und umweltbewussten Bürger ab. Denn die merken, dass die Maßnahmen oft nicht zielführend und die Argumente genauso oft an den Haaren herbeigezogen sind. Die Absicht, um Verständnis bei den Bürgern zu werben, verkehrt sich ins Gegenteil!
Und die Potsdamer Demokraten? Sie werden alle vernünftigen Maßnahmen zum Schutz der Umwelt mittragen.
Aber das Hauptproblem für den Umweltschutz ist die Zunahme der Menschheit. Statt 3,5 Mrd. Erdenbürger in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts gibt es jetzt, ca. 60 Jahre später, mehr als das Doppelte, nämlich 7,5 Mrd. Menschen. Und alle wollen fleischliche oder pflanzliche Nahrungsmittel zu sich nehmen, sauberes Wasser trinken, sie wollen in geheizten Häusern wohnen, auf gut ausgebauten Straßen autofahren und sie wollen eine allumfassende Infrastrukturversorgung von der Kindertagesstätte über die Schulen, Krankenhäuser, Altersheime bis hin zu den Friedhöfen.
Das kann unser Planet nicht leisten. Nicht der Plastikmüll ist das Problem, sondern der Mensch! Hier muss angesetzt werden! Die Volksrepublik China hat es uns vorgemacht.
[1] Für Büroarbeitsplätze gilt eine Grenze von 60 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft - immer noch 50 Prozent mehr als auf der Straße