4. 10. 2011 Freiland - vom ersten Tage an unredlich

Wissen Sie noch, wie seinerzeit das Freiland entstand? Einer von Beiden, der amtierende OB Jakobs oder sein Herausforderer Scharfenberg, hatte während des OB-Wahlkampfes die Idee, man müsse den Jugendlichen in Potsdam etwas Gutes tun. So ganz kam es nie raus, wer der Initiator und wer der Getriebene war.

Auf jeden Fall entstand die Idee, unweit des Archiv und kurz nach der Ausschreibung von Lindenpark und Waschhaus noch ein weiteres Großprojekt zu kreieren, das Freiland mit einem großen „L“ in der Mitte.

Ob so etwas tatsächlich nötig war, war nicht die Frage, denn – wie schon erwähnt – der OB-Wahlkampf stand vor der Tür, und jeder von beiden brauchte jede Stimme.

Wie sich später in einem Gutachten herausstellte, war das Freiland so überflüssig wie ein Kropf. Aber das wollte man zu diesem Zeitpunkt nicht wissen!

Im damaligen Stadtwerke-Chef Paffhausen fand einem einen willigen Mitstreiter. Flugs trug man die Idee in die Öffentlichkeit, und um die Stadtverordneten zu überzeugen, initiierte man einen Workshop.  Der bestand aus ca. 50 Personen und setzte sich mehrheitlich aus „Berufsjugendlichen“ wie Dirk Harder und Vertretern von Jugend- und anderen Sozialeinrichtungen zusammen. Dazu kamen einige städtische Bedienstete, die – vielleicht ihres Chefs wegen - ebenfalls glühende Befürworter eines weiteren Jugendzentrums waren, und ein paar Stadtverordnete.

Die Stadtverordneten waren von Anfang an in der absoluten Minderheit, und so kam es, dass nach drei Workshops nahezu einstimmig das Freiland befürwortet wurde. Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass der Vertreter der CDU und der der FDP und das heutige Mitglied der Potsdamer Demokraten Peter Schultheiß ebenso vehement wie vergeblich gegen das Freiland votierten. In Bezug auf die Zusammensetzung der Teilnehmer des Workshops holte damals schon Schultheiß den alten Spruch aus der Schublade: MAN DARF DIE FRÖSCHE NICHT FRAGEN, WENN MAN DEN SUMPF TROCKEN LEGEN WILL.

Die Vertreter der LHP argumentierten in den Workshops, die SWP stellten das Gelände zur Verfügung und legten obendrein 440.000 Euro drauf (Wie kann man da nur von „Schattenhaushalt“ sprechen!?).

Die Stadt brauche dann nur 300.000 Euro zu zahlen, und damit koste das Freiland eine überschaubare Summe. Immer noch zu viel, denn kurz vorher hatten die Stadtverordneten für das Archiv , wie schon erwähnt wenige hundert Meter entfernt, 225.000 Euro für Brandschutzmaßnahmen bereit gestellt, da es sonst geschlossen worden wäre.

Und die jährlichen Unterhaltskosten des Freiland lägen, so die Vertreter der Stadt, bei ca. 125.000 Euro.

Selbst Paffhausen  tauchte in einer Sitzung des Workshops auf und erklärte, dass das Gelände ca. eine Mill. Euro wert sei, für diese Summe hätte es ein Interessent kaufen wollen. Dass sich daraufhin bei Schultheiß der Interessent meldete und richtig stellte, er habe zwei Mill. Euro geboten, bestätigt nur den Begriff der „Unredlichkeit“.

So wurden von Anfang an die Stadtverordneten und die geneigte Öffentlichkeit besänftigt, oder sollte man besser sagen: hinten herum gehoben?.

Und heute (4.10.2011) ist in der MAZ zu lesen, dass die Stadtwerke nicht nur mit 440.000 Euro, wie seinerzeit versprochen, sondern Herrn Hader und dem Freiland im Jahre 2010 mit 575.000 Euro und im Jahre 2011 mit 925.000 Euro unter die Arme gegriffen haben.

Naja, könnte der Leser dieser Zeilen denken, sind ja keine Steuergroschen, die hier verpulvert werden. Das ist aber zu kurz gesprungen, denn ob wir das Freiland aus Steuermitteln stützen oder mit Gas-, Heißwasser- und Stromgebühren – es stammt im einen wie im anderen Fall aus unser aller Portemonnaie.

So bleibt es denn dabei: die ganze Sache ist unredlich. ´Mal sehen, was noch alles ans Tageslicht kommt. Dabei würden wir Stadtverordneten gern unserer Stadtregierung, also dem OB und seinen Beigeordneten, unser Vertrauen schenken – aber die machen es uns verdammt schwer!