11. 8. 2018 Sind wir Deutschen wirklich Weicheier?
Waren das noch Zeiten, als öffentlich gesagt wurde: „Frage nicht, was der Staat für Dich tun kann, sondern frage, was Du für den Staat tun kannst“. Da Zitat wird übrigens J. F. Kennedy zugeschrieben.
In Deutschland hat man eher einen gegenteiligen Eindruck. Alles ruft nach dem Staat, vor allem wenn es um soziale oder finanzielle Wohltaten geht. Aber auch bei den täglichen Problemen überlässt man alles gern der Obrigkeit, statt Missstände selbst zu beseitigen Und am schlimmsten sind wir, wenn es um staatliche Subventionen geht, Dass es sich dabei um unser eigenes Geld handelt, wird erst auf den zweiten Blick klar.
Anders ist nicht zu erklären, dass wir Potsdamer an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten jährlich eine Million Euro zahlen, damit die auf einen Parkeintritt verzichtet, oder hunderttausende von Euro ausgeben, mit denen wir Jugendtreffs und Bandprobenräume mit Steuermitteln bezahlen.
Und von dem Dienst mit der Waffe soll hier gar nicht erst geredet werden. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass wir weder wehrwillig noch wehrfähig sind.
Unser Land macht in Politik und Presse den Einrücke von Weicheiern, Schattenparkern und Warmduschern. Mainstreampresse und öffentlich-rechtliches Fernsehen vermitteln das Bild, dass es eine gerade Linie nicht mehr gibt und dass individuelle Freiheiten wichtiger sind als das Gemeinwohl. Seltene Pflanzen und Frösche werden höher bewertet als Straßenbau oder Flussvertiefung, und die Kinderrechte müssten endlich ins Grundgesetz geschrieben werden. Von Pflichten ist natürlich keine Rede, das käme in der Politik und beim Bürger nicht gut an. Aber ein Gemeinwohl bestehe nicht nur aus Rechten, sondern auch aus Pflichten – es ist ein Gemeinschaft mit Geben und Nehmen. Und in Sonntagsreden spricht die politische Elite auch gern von Fördern und Fordern, aber wenn man dahinter sieht, bleibt dann doch alles beim Fördern.
Aber offensichtlich sehen auch die Menschen in unserem Land diese Entwicklung anders als die politische Eliten und die Presse. So rieb sich der Verfasser dieser Zeilen verdutzt die Augen, als im Politbarometer des ZDF am 10. 8. 2018 insgesamt 68 Prozent der Bevölkerung sich positiv für den Vorschlag der CDU-Generalsekretärin AKK über ein soziales Jahr der jungen Menschen aussprachen. Wobei diese dann wählen können zwischen Bundeswehr und Sozialdienst. Die Zustimmung ging durch die Sympathisanten aller Parteien, selbst bei den Grünen, die im Allgemeinen mit ihren politischen Forderungen dir Inkarnation der Nichtsnutze und Wohltatenempfänger sind. Sogar die Jund selbst befürwortete mehrheitlich den Vorschlag.
Da kann man nur hoffen, dass diese Idee bald in die Realität umgesetzt wird. Das wäre eine deutliche Entlastung der Ehrenamtler, die schnöde von der Gesellschaft ausgebeutet werden. Wir brauchen Helfer in den Kindergärten, in den Schulen, Alters- und Pflegeheimen und an vielen anderen Stellen, die dem Gemeinwohl dienen.
Dabei wäre es schön, wenn man auch die arbeitsfähigen Langzeit-Hartz IV-Empfänger von den Couches oder von den Fernsehern weg- und wieder zur Arbeit hinbrächte. Gern sagen alle Sozialverbände und die ihnen nahestehenden politischen Parteien, es seien nur Einzelfälle – aber die Zahl dieser Fälle ist so groß geworden, dass man nicht mehr die Augen davor verschließen kann.
Man darf allerdings gespannt sein, ob der Vorschlag von AKK tatsächlich eine Mehrheit im Bundestag finden wird, sind doch dort die Wohltäter in einer besonderen Vielzahl vertreten. Vermutlich wird die Idee wieder zerredet und/oder auf die lange Bank geschoben. Die Abschaffung der Wehrpflicht (korrekt: die Aussetzung) und damit der Kreiswehrersatzämter ging deutlich schneller.