19. 6. 2018 Was ist mit der ViP los?
Eigentlich können wir auf die ViP-GmbH stolz sein. Sie befördert von Jahr zu Jahr mehr Passagiere, und das zu moderaten Preisen in modernen Fahrzeugen – die Klimaanlagen in den Bussen und Bahnen sind partout nicht selbstverständlich, und die Nutzer wissen es gerade bei den heutigen sommerlichen Temperaturen zu schätzen. So trägt sie ihren Teil zum Klimaschutz auch in Potsdam bei.
Aber irgendwie geht die Kundenfreundlichkeit in bisschen verloren. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die ViP sich auf ihren Lorbeeren ausruht, immer mehr zum Selbstzweck wird und ihre Eigner und ihre Kunden stetig mehr aus den Augen verliert.
Natürlich hat sie sachlich recht, wenn sie die Buslinien aus Groß Glienicke am Plattner-Kampus enden lässt und die Fahrgäste nach Potsdam zwingt, in die Straßenbahn umzusteigen. Kundenfreundlich ist das aber nicht, und in der Gegenrichtung, also von Potsdam nach Groß Glienicke, gibt es noch viel mehr Probleme – die Diskussionen in den Ausschüssen und in der Stadtverordnetenversammlung haben dies deutlich zutage gebracht. Und von den überfüllten Straßenbahnen will man gar nicht erst reden.
Jetzt fällt eine Tramlinie vollständig aus, weil das Personal fehlt. Und die Fahrgäste können sehen, wo sie bleiben. So ganz überraschend kommt das allerdings nicht, denn während der Grippewelle gab es schon einmal diese Probleme. Haben es die Verantwortlichen unterlassen, beim Personalbestand Reserven einzubauen? Besteht nicht die Möglichkeit, in diesen Notfällen Straßenbahnfahrer im Ruhestand zu reaktivieren? Oder kann man nicht als ultima ratio einen Schienenersatzverkehr per Bus einrichten? Wie auch immer; man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man den einfachsten, wenn auch kundenunfreundlichen Weg geht.
Und die Stadtverordneten? Sie bedauern unisono die Situation, wissen aber auch keine Lösung (und wollen ihrer städtischen Gesellschaft nicht in den Rücken fallen). Dabei sind sie erst vor nicht allzu langer Zeit von der Gesellschaft an der Nase herumgeführt worden, als sie beschlossen hatten, die Tram-Linie 94 bis zum Luftschiffhafen zu verlängern. Damit wollten sie zur Entlastung des Individualverkehrs auf der Zeppelinstraße das ÖPNV-Angebot verbessern. Aber was tat die ViP? Sie verlängerte zwar die Linie zu bestimmten Zeiten, verkürzte aber gleichzeitig die Tram-Linie 98, so dass das Ziel der Verbesserung der ÖPNV-Versorgung ins Leere ging.
Wie schon gesagt: Kundenfreundlichkeit sieht anders aus!