26. 3. 2018 Potsdams erste „demokratische Schule“ entsteht in Werder

Der „Schule des Lebens Potsdam“ will in freier Trägerschaft eine „demokratische Schule“ errichten, und es liegen nach eigener Aussage bereits 70 Anmeldungen von Schülern vor.

Der Standort wird allerdings Werder (Havel) sein. Das teilt der Trägerverein mit. Man habe bereits den Mietvertrag für Räume in einem Bürogebäude unterschrieben.

Was ist aber eine „Schule des Lebens“? Der Trägerverein nennt sie „demokratische Schule“ und versteht darunter nach eigenen Angaben, dass in ihr die Schüler selbst bestimmen, was sie wann lernen möchten (und was nicht, Anm. des Verfassers).

Der Verein hat die Genehmigung einer Oberschule mit integrierter Grundschule als Ersatzschule in freier Trägerschaft beantragt. Die Genehmigung steht allerdings noch aus, denn die Vorstellungen des Trägervereins dürften sich mit den Vorgaben des Kultusministeriums nicht unbedingt decken.  Es gibt schließlich Lehrpläne, die im Interesse aller Schüler nicht zuletzt im Hinblick die schulischen Prüfungen bis hin zum bundesweit vergleichbaren Abitur einzuhalten sind. Entweder ist die These „Die Schüler bestimmen selbst, …“ ein reiner Werbegag oder schlichtweg unrealistisch.

Als seinerzeit das Opus Dei, ein streng katholischer Orden, eine freie Schule in Potsdam errichten wollte, erhob sich ein Aufschrei in unserer atheistischen Stadt. Bei der „demokratischen Schule“ ist davon noch nichts zu hören, klingt doch alles erst einmal positiv, nämlich basisdemokratisch. Und wenn die lieben Kleinen keine Lust haben zu lernen, warum sollen sie dann?

Nein, in Schulen ist konsequentes Lernen angesagt, und die IHK und die HWK wissen ein Lied davon zu singen, dass Lehrlinge unzureichend vorgebildet sind. Angehende Verkäuferinnen, die die vier Grundrechnungsarten nicht beherrschen, sind keine Seltenheit. Selbst Universitäten führen eigene Zusatzprüfungen ein, weil sie auf die Abiturnoten nicht mehr vertrauen können.

Da kann man sich nur mehr konsequente Schulleiter und Lehrer wünschen, die mit dem nötigen Nachdruck unsere Kinder für das Leben ausbilden – solche wie Bernhard Bueb.

Der hochgeschätzte Pädagoge Bernhard Bueb, der jahrelang erfolgreich das Elite-Internat Schloss Salem geleitet hat und weiß, wovon er spricht, hielt nichts von antiautoritärer Erziehung und hat sich in seinen Schriften immer dafür ausgesprochen, dass man Schülern einen Rahmen vorgeben muss, innerhalb dessen sie sich bewegen können. Diesen Rahmen nannte er „Geländer“, weil ein Geländer vor allem dem Schutz dient (aber auch ein Übertreten unmöglich macht).

Deshalb wurde er während seiner Zeit in Salem gelegentlich angegriffen. Die von ihm durchgesetzten verdachtsunabhängigen Alkoholtests und Urinproben bei den Internat-Schülern verurteilten einige Salemer Lehrer laut SPIEGEL als „entwürdigende Einschränkung der persönlichen Freiheit“, obwohl die Schüler zusammen mit ihren Eltern beim Aufnahmegespräch und in der Hausordnung ausdrücklich auf das Verbot von Alkohol und Drogen aufmerksam gemacht worden waren.

Allerdings wurden In der Wochenzeitung  Die Zeit  ehemalige Schüler der Schule zu Bueb befragt. Eine Mehrzahl davon bewertete die Disziplinierungsmaßnahmen in Salem rückblickend positiv.  Und die Eltern sowieso, denn sie hatten kein Interesse daran, dass in dem Internatsbetrieb Rauschmittel bei ihren Kindern die Runde machten.

Man kann auch statt auf Bueb auf Konfuzius, den großen chinesischen Denker und Philosophen zurückgreifen. Der sagte vor ca. 2.500 Jahren: "Wer ein Kind in die Welt setzt und es nicht erzieht, handelt nicht richtig!"

Zurück zur „demokratischen Schule“. Noch weiß man zu wenig über sie und ihre geplante pädagogische Arbeit. Aber es scheint schon recht positiv zu sein, dass sie nicht in Potsdam eröffnet wird.