19. 10. 2017 Die Leninstatue und die Ambivalenz im Kulturausschuss
Vor dem Haus der Offiziere (der Roten Armee) in der Hegelallee stand bis weit in die 90-er Jahre des 20. Jahrhunderts eine Leninstatue, bis der Käufer und Investor des Grundstücks sie einfach entfernte.
Schon damals gab es einen Aufschrei unserer ewig-gestrigen Betonkommunisten, die sich damit nicht abfinden wollten und dazu die Denkmalliste heranzogen, auf die zu DDR-Zeiten die Statue gesetzt worden war. Ein solches Denkmal darf man nämlich nicht einfach entfernen!
De Investor ließ sich davon nicht beeinflusse, und bis heute bleibt die Statue verschwunden.
Um dem Gerangel ein Ende zu setzen, hat die CDU-Stadtfraktion einen Antrag eingebracht, die Leninstatue von der Denkmalliste zu streichen.
Damit konnten die Emotionen wieder hochkochen, und mit 4 zu 3 Stimmen lehnte der Kulturausschuss den Antrag ab.
Unser Stadtverordneter Peter Schultheiß hatte noch in der Diskussion darauf hingewiesen, dass Wladimir Iljitsch Lenin ein Scharfmacher der russischen Revolution war, auf dessen Konto Massenhinrichtungen (Massenmorde!) gingen (allein 1.300 in Petrograd und 400 in Kronstedt), unter dessen politischer Verantwortung Feliks Dscherschinski die berüchtigte Geheimpolizei Tscheka in Leben rief, die später mit den politischen Säuberungen unter Lenin und Stalin eine zweifelhaften Weltruhm erlangen sollte, und der die ersten Konzentrationslager errichten ließ, in die politisch „zweifelhafte Elemente“ (wörtl. Lenin) zu bringen waren.
Es half nichts – die Mehrheit im Ausschuss hielt Lenin für wert, dass mit einer Statue an ihn erinnert wird. Selbst ein Vergleich mit Nazi-Größen, für die man keine Statuen aufstellen würde, zeigte keine Wirkung.
Anders beim späteren Tagesordnungspunkt, mit dem am Jungfernsee Stelen zur Erinnerung an die Mauer und die Mauertoten und damit an das DDR-Unrecht errichtet werden sollen. Aber da hatten die Stadtverordenten auch nicht viel zu beschließen, denn die Umsetzung geschieht durch das Zentrum für Zeithistorische Forschung in Zusammenarbeit mit dem Verein „Erinnerungsorte Potsdamer Grenze“, und für die Finanzierung wurden Fremdmittel eingeworben. Immerhin, sie nahmen den Antrag wohlwollend zur Kenntnis und beschlossen ihn einstimmig.
Hatten sie da vielleicht ein schlechtes Gewissen wegen der Lenin-Entscheidung?