4. 7. 2017 Dauerbrenner Zeppelinstraße

Wie oft haben die Potsdamer Demokraten warnend den Finger gehoben und gegen den Modellversuch Zeppelinstraße Position bezogen.

Nun hat er begonnen, und die Befürchtungen haben sich mehr als bestätigt.

In der morgendlichen Verkehrsspitze haben wir einen Dauerstau auf der B 1 von der Baumgartenbrücke über Geltow bis zur Pförtnerampel an der Forststraße und weiter bis zur Kreuzung mit der Breiten Straße verursacht. Und in der Gegenrichtung der nachmittäglichen Verkehrsspitze stauen sich die Fahrzeuge vor der Sellostraße (Gesch.-Scholl-Str.), dort wo die Zeppelinstraße einspurig wird, über die Breite Straße, die Lange Brücke bis hin zu den Friedhöfen.

Was damit die Potsdamer Verwaltung, und man muss fairerweise sagen: auch große Teile der Stadtverordneten, den Bewohnern des Potsdamer Westens und vor allem den Pendlern aus den westlichen Vororten angetan haben, ist unverantwortlich. Gerade die Bewohner Werders oder anderer westlicher Gemeinden haben keine Ausweichmöglichkeit: Sie müssen die Zeppelinstraße benutzen, weil es keine anderen Straßen gibt, in die Stadt zu gelangen. Und weil die gleichen Leute, die die Einengung der Zeppelinstraße befürworten, ein Ausweichen auf die andere Havelseite (3. Havelübergang) ebenso vehement bekämpfen.

Hier kann man nur noch auf Schiller „Jungfrau von Orleans“ 3. Aufzug, 6. Szene verweisen.[1]  

Zurück zur Sachlichkeit:

1.      Man kann nicht einfach eine Hauptverkehrsstraße künstlich verengen, um Fahrzeuge fernzuhalten. Hier muss man auch an das Gemeinwohl denken, d. h. die Pendler und die Nutzer Potsdams als Oberzentrum für Verwaltung, Gesundheitsvorsorge oder andere Dienstleistungen müssen auch die Stadt erreichen können.

2.      Die Stickoxide, die als Begründung für diesen Wahnwitz herhalten müssen, können auch auf andere Art und Weise reduziert werden. Zur Erinnerung: An der Zeppelinstraße hat man 41 resp. 43 Mikrogramm Stickoxid gemessen, also die zulässigen Höchstwerte von 40 Mikrogramm minimal überschritten. Verkehrsingenieur Dr. Wilfried Naumann hat nachgewiesen, dass die Einführung einer Umweltzone, die in vielen anderen Großstädten, darunter auch in Berlin, mit Erfolg eingeführt worden ist, bei uns die Werte um 4 Mikrogramm reduzieren würde.

Oder warum werden nicht an den Tagen, an denen es zu Überschreitungen der Höchstwerte kommt, Verkehrsverbote für Dieselfahrzeuge ausgesprochen? Denn nur die Dieselmotoren verursachen die Stickoxide! Warum müssen alle Fahrzeugführer darunter leiden?

Die Potsdamer Demokraten fühlen sich in ihrer Ablehnung des Modellversuchs durch die ersten Ergebnisse bestätigt.

P.S. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Anwohner der Wohngebiete, deren Straßen von ortskundigen Autofahrern als Ausweichstrecken genutzt werden, auf die Barrikaden gehen.

[1] Für die, die es nicht mehr wissen oder zu bequem sind nachzuschauen: Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.