25. 6. 2017 MAZ-Talk mit den Potsdamer Kandidaten für die Bundestagswahl
Zugegeben, der MAZ-Talk ist schon ein paar Tage her - er fand am 15. 6. 2017 im Potsdam-Museum statt. Aber das Ergebnis war so erschütternd, dass man das Ereignis nicht totschweigen darf.
Das ganze begann mit einer Fake-News: Obwohl die Einladungen von der MAZ kamen und entsprechend beworben wurden, stellte sich heraus, dass der Seniorenbeirat der Veranstalter des Nachmittags war. Der Sache tat das allerding keinen Abbruch.
Brav waren alle Kandidaten/-innen erschienen, und ca. 200 Besucher meist reiferen Alters konnten sich ein Bild von der Qualität der Kandidaten machen.
Die Kandidatinnen und Kandidaten, allen voran Dr. Saskia Ludwig (CDU) und Dr. Manja Schüle (SPD), gaben sich rechtschaffen Mühe, sich persönlich und ihre Partei ins rechte Licht zu setzen. Bei den vorgegebenen Themen vor allem des sozialen Bereichs war das kein Problem: Natürlich sind die Renten zu niedrig, natürlich werden die Pflegerinnen und Pfleger in den Seniorenheimen zu niedrig entlohnt, und natürlich ist auch sonst im Sozialen vieles im Argen.
Hier konnten unsere Bundestagskandidaten/-innen richtig loslegen. Davon verstanden sie etwas, sagten sie. Dabei ließen sie allerdings die Frage offen, wie denn z. B. die höheren Löhne der Altenpfleger bezahlt werden sollten. Etwa durch höhere Beiträge der Pflegeversicherung oder durch Aufstockungen aus dem Bundeshaushalt, die auch wieder den Steuerzahler treffen? Aber mit derartigen Banalitäten gibt man sich in so einer Runde natürlich nicht ab.
Nur beim Thema „Verkehr“ kam etwas Spannung auf, war doch gerade der erste Versuch mit der Zeppelinstraße völlig in die Hose gegangen. Nur Müller von den LINKEN (MdB) erkannte, dass der Bund damit – vom Verkehrswegeplan abgesehen – nichts zu tun hat.
Aber die wirklichen Themen, mit denen sich die Kandidaten im Falle ihrer Wahl auseinandersetzen müssten, blieben außen vor. Über die Flüchtlingspolitik, sehr stark korrespondierend mit der Entwicklungshilfepolitik, wurde nicht gesprochen, die Verteidigungspolitik wurde mit keinem Wort erwähnt, von Wirtschafts-, Finanz-, Steuer- und Währungspolitik wollte offensichtlich niemand etwas wissen, und auch die Europapolitik, bei der u.a. die manchmal unsäglichen Beschlüsse der EU in nationales Recht umgesetzt werden müssen, war an diesem Nachmittag ausgeblendet.
Schade, dass diese Themen nicht angesprochen wurden. Hier hätte sich noch deutlicher die Spreu vom Weizen getrennt.
Zusammenfassend kann man froh sein, dass die meisten der Kandidaten keine Chance haben, gewählt zu werden. Sie waren zum Teil so unbedarft, dass man sich ihrer (und ihrer Partei) schämen musste.