29. 4. 2017 Schleichwege der Autofahrer in der Nauener Vorstadt

Zu Recht regen sich die Bewohner von Wohngebieten auf, wenn in den dortigen Straßen der Autoverkehr zunimmt. Denn Wohn- und Anliegerstraßen sind keine Verkehrsstraßen und weder aus straßenbaulicher noch verkehrlicher Sicht für Durchgangsverkehr geeignet.

Insofern kann man die Anwohner der Nauener Vorstadt zwischen Friedrich-Ebert-Straße, Reiterweg, Neuer Garten und Kurfürstenstraße verstehen, wenn die Autofahrer – aus dem Potsdamer Norden kommend – den täglichen Stau auf dem Reiterweg und der Straße Am Neuen Garten zu umgehen versuchen und durch ihr Wohngebiet fahren.

Früher fuhr ein Teil von ihnen durch die Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Innenstadt und bog an der Hegelallee nach links in die Kurfürstenstraße ein. Das ist seit geraumer Zeit auch verboten, und die Jägerallee als Parallelstraße ist zur Spitzenzeit ebenfalls hoffnungslos überfüllt.

Deshalb kann man es den Autofahrern schlecht verübeln, wenn sie auch Wohnstraßen nutzen, weil die Verkehrsstraßen den Verkehr nicht mehr aufnehmen können und gar durch ergänzende Maßnahmen absichtlich in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt worden sind. Es gibt eben viele Menschen in der Potsdamer Verwaltung und Stadtpolitik, die den Autoverkehr als Teufelswerk ansehen und ihn nicht nur aus der Innenstadt verbannen wollen.

Bei der Bürgerversammlung am 28. 4. 2017 machten die Anwohner ihrem Ärger Luft. Und Rainer Speer, Mitbewohner in der Nauener Vorstadt, hatte völlig Recht, als er wegen der Bebauung in Krampnitz auf deutlich mehr Verkehr in der Zukunft hinwies.

„Sollen die Autofahrer doch alle die Straßenbahn und den Bus benutzen!“ ist die übliche Aussage von Verwaltung und Politik. Ein bisschen weltfremd, denn wenn man im Norden wohnt, in der Stadt oder gar im Süden arbeitet, auf dem Weg zur Arbeit noch den Nachwuchs zur Schule oder zur Kita bringen muss, dann stößt man schnell an die Grenzen.

Eine vertrackte Situation! Mehr als die von der Verwaltung ins Gespräch gebrachten Einbahnstraßenregelungen oder „Diagonalsperren“ würde helfen, wenn man das Linksabbiegen von der Friedrich-Ebert-Straße in die Kurfürstenstraße wieder zuließe, aber das hat man zusammen mit dem Ausbau der Friedrich-Ebert-Straße gerade erst abgeschafft. Eine solche Kehrtwende kann man von der Potsdamer Verwaltung nicht erwarten, bedeutete das doch auch, dass man sich vorher geirrt und eine falsche Entscheidung getroffen hat.

Die Bewohner der Nauener Vorstadt sind nicht allein. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die der Brandenburger Vorstadt resp. in Potsdam-West ebenfalls über ein Mehr an Autos in ihren Wohnstraßen klagen. Die Verwaltung wird zwei Fahrspuren der Zeppelinstraße sperren, damit die Leistungsfähigkeit der B 1 als einziger Verkehrsader zwischen Potsdam und den westlichen Vorstädten deutlich einschränken und Staus verursachen. Wenn dann der genervte Kraftfahrer Schleichwege sucht, regen sich die dortigen Bewohner wieder zu Recht auf und keiner will daran Schuld haben.

Wann lernen es Verwaltung und Kommunalpolitik endlich, dass es in einer 170.000 Einwohner-Stadt, die zugleich Oberzentrum ist, auch ein notwendiges Maß an Straßenverkehr geben muss und dass Schikanen keine Lösung sind?