22. 4. 2017 BVB-Spieler knapp dem Tode entronnen
Das waren noch Zeiten, als BVB 09 Borussia Dortmund seine Anhänger am Borsigplatz im Dortmunder Norden fand und Carl Hösch, der größte Stahlfabrikant in Dortmund, die Mannschaft finanziell förderte. Alles vorbei: der Dortmunder Norden ist fest in türkischer Hand, und die heutigen Bewohner jubeln wohl eher für Galatasaray Istanbul als für den BVB. Und Carl Hösch gibt es ebenfalls schon lange nicht mehr nach dem Zechen- und Stahlwerk-Sterben im Ruhrgebiet.
Der BVB, zumindest die Profimannschaft, ist heute kein Verein mehr, sondern eine GmbH & Co KG a.A. (auf Aktien), also letztlich eine Aktiengesellschaft. Der Kurs der Aktien steigt bei internationaler Teilnahme der Mannschaft und fällt bei Mittelmäßigkeit oder gar Abstieg in die darunter liegende Liga.
Daraus soll sich das Motiv des Täters gegründet haben. Er spekulierte mit sogenannten Put-Optionen auf den Fall der Aktienkurse des BVB und wollte durch den Anschlag und die beabsichtigte Tötung, Verletzung oder mindestens Spielunfähigkeit der Spieler den Aktienkurs künstlich zu Fall bringen, hatte er sich doch am Tag des Anschlages, dem 11. April, 15.000 sogenannte Put-Optionsscheine gekauft. Das BKA spricht von einem möglichen Profit von fast vier Millionen Euro.
Das Motiv ist ebenso unglaublich wie perfide.
Zur Erinnerung: Put-Optionsscheine, auch Verkaufsoptionsscheine genannt, sind ein Finanzprodukt und richten sich vor allem an Privatanleger. Profis nutzen für ihre Spekulationsgeschäfte in der Regel Optionen; diese werden an speziellen Terminbörsen gehandelt. Optionsscheine gewinnen an Wert, wenn ein Aktienkurs fällt.
So weit, so klar. Wir können nur der Polizei dankbar sein, dass sie relativ schnell den Täter Sergei W., einen Deutsch-Russen mit doppelter Staatsbürgerschaft, ermittelt hat.
Aber man muss auch einige Fragen stellen:
1. Was ist mit unserem Finanzsystem los, wenn man sogar mit Verlusten an der Börse Gewinne machen kann? Selbst wenn es in Einzelfällen auch gute Seiten haben sollte, was Banker nicht müde werden zu betonen, öffnet diese Möglichkeit betrügerischen Intentionen Tür und Tor!
2. Und was ist mit unseren Fußballvereinen los, die als Aktiengesellschaften firmieren und neben den Einnahmen aus den Übertragungsrechten des öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehens (SKY), aus den Werbeeinnahmen (jeder Aktive läuft wie eine Litfaß-Säule herum) und den Namensvergaben ihres jeweiligen Stadions den Hals nicht voll genug bekommen können?
Lohnt es sich wirklich noch, Fußballspiele im Fernsehen anzusehen oder gar auf dem Platz zu besuchen, wenn wir wissen, dass elf Millionäre der einen Mannschaft gegen elf Millionäre der anderen Mannschaft spielen und dass es neben den Punkten vor allem um den Aktienkurs geht?
Darüber möge sich der geneigte Leser seine eigenen Gedanken machen. Der Verfasser dieser Zeilen hat längst seine eigene Entscheidung getroffen.
Gut, dass unser SVB 03 nur eine Namensähnlichkeit mit dem BVB 09 hat.