21. 12. 2016 Manche Verkehrsplanung in Potsdam geht nach hinten los
Die Verkehrsplaner in Potsdam, und damit sind sowohl selbst ernannte Stadtverordneten-Fachleute als auch Verwaltungsmitarbeiter gemeint, sind schon eine Spezies sui generis. Manchmal fragt man sich, ob sie von wenig Sachkenntnis getrübt sind oder einfach nur gesundem Menschenverstand vermissen lassen.
Da richtet man an der einzigen Ausfallstraße nach Westen, der Bundesstraße 1 mit Namen Zeppelinstraße, eine Pförtnerampel ein, mit der man die Pendler von der LHP abhängt und sie zu einem längeren Stau in der Spitzenverkehrszeit „verdonnert“. Aber eine Ausweichmöglichkeit auf das andere Havelufer zu Bundesstraße 2, die sogenannte Havelspange, verwehrt man ihnen auch. Hier sei daran erinnert, dass der ehemalige Landesvater und Bundesverkehrsminister Stolpe, der vor kurzen seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, Gelder hierfür zurückgehalten und damit mehr Vorausschau bewiesen hat als seine heutigen Politik-Nachfahren.
Und man sollte auch einmal daran erinnern, dass die alte Reichsstraße 1 von Königsberg bis Aachen schon seit Kaisers Zeiten existierte und kein heutiger Anwohner sich darauf berufen kann, er habe nicht gewusst, dass er an eine Hauptverkehrsader gezogen ist.
Oder man denke an die Sperrung der Schopenhauerstraße vom Luisenplatz zur Charlottenstraße. Dadurch müssen alle Fahrzeuge, die aus dem Nordwesten über die Bundesstraße 273 und die Schopenhauerstraße in Richtung Stadtmitte wollen, über die Zeppelinstraße und Breite Straße fahren. Was man damit den Anwohnern der Zeppelinstraße angetan hat, die nachmittags einen mehrstündigen Stau mit den entsprechenden Lärm- und Abgas-Emissionen hinnehmen müssen, ist nicht nachvollziehbar.
Mit 30 km/h-Begrenzungen auf Hauptverkehrsstraßen will man die (Emissions-)Lage in den Griff bekommen. Dabei lässt sich einfach nachrechnen, dass die Dauer für das Zurücklegen einer Strecke von A nach B bei 30 km/h fast zwei Drittel mehr Zeit in Anspruch nimmt als bei 50 km/h, dass also über einen deutlich längeren Zeitraum Fahrzeug-Emissionen in die Luft gepestet werden. Die angeblich verringerten Lärmemissionen gleichen das sicher nicht aus, und ob die PKW bei 30 km/h tatsächlich leiser sind, darf auch bezweifelt werden.
Sollte das ein Grund dafür sein, das die Stadtverordneten einen Kandidaten nicht zum Bau- und Verkehrsbeigeordneten gewählt haben, der in seiner Heimatstadt dafür bekannt war, die Geschwindigkeit in den Hauptverkehrsstraßen auf 30 km/h zu reduzieren?
Die Zeit des Abrisses von Häusern für die Verbreiterung von Straßen, die man zugleich als Magistralen für Maiaufzüge und Armee-Paraden nutzen konnte, ist in Potsdam vorbei. Aber das andere Extrem, den Autoverkehr zu verteufeln und ihn zu schikanieren, ist auch keine Lösung. Vergessen wir nicht, wieviel Lebensqualität uns das Auto gebracht hat, sei es für die Fahrt zur Arbeit, sei es für die Fahrt in den Urlaub oder einfach nur die Fahrt zum Einkaufen. Transportieren Sie ´mal einen Weihnachtsbaum mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad von der Innenstadt nach Hause. Und selbst beim Transport der Weihnachtsgans – vielleicht zusammen mit einigen Flaschen Sekt für die Silvesterfeier - wünschen sich die Öko-Freaks ein Auto, damit sie das Tier und die Getränke nicht schleppen müssen.
Und der Aufschrift an einem LKW „Ohne mich bleibt morgen Ihr Kühlschrank leer“ ist eigentlich nichts hinzuzufügen!