7. 12. 2016 PISA-Studie 2015
Die Presse jubelt: Lt. PISA-Studie 2015 liegt Deutschland im oberen Mittelfeld der OECD-Staaten. Unsere Schüler können also gut mithalten im internationalen Vergleich.
Schauen wir uns die Ergebnisse einmal etwas genauer an: Die deutschen Schüler liegen auf Platz 16. Vor ihnen befinden sich (in dieser Reihenfolge) die asiatischen Länder Singapur, Japan, China, Vietnam, Korea, aber auch die europäischen Estland, Finnland, Slowenien und Großbritannien.
Ist das deutsche Abschneiden wirklich ein Grund zur Freude?
Und wenn wir dann noch – außerhalb der obigen PISA-Studie - die deutschen Bundesländer vergleichen, finden wir wieder Unterschiede. Warum liegen die Kinder in Bayern und in Sachsen immer an der Spitze, und in Bremen immer am Ende, noch hinter den „Mit-Stadtstaaten“ Berlin und Hamburg? An dieser Stelle sollte nicht der Schul-Pluralismus beklagt werden, man sollte hinterfragen, was die Spitzenländer anders und besser machen, damit man es kopieren kann.
Um diese Fragen müssen sich die Kultuspolitiker und ihre Minister kümmern und nicht allein um die Frage, warum Kinder aus höheren Bildungsschichten besser abschneiden als die aus niedrigen. Das kann sich jeder denken, und das lässt sich auch nur marginal ändern. Und dass die Mädchen besser in den Sprachen und im Lesen abschneiden, während die Jungen in Mathe und in naturwissenschaftlichen Fächern besser sind, bestärkt nur die allgemeinen Vorurteile. Muss man das aber ändern?
Leider glaubt jeder neue Kultusminister, er müsse den ganz großen Wurf machen und neue Reformen einbringen, bevor die seines Vorgängers umgesetzt und evaluiert worden sind. Damit macht man es dien Lehrern, aber auch den Schülern und Eltern noch schwerer. Man denke nur an die Inklusion, die bei uns in Brandenburg mit Brachialgewalt umgesetzt wird – in dieser Konsequenz zum Nachteil der Schüler mit Behinderung, aber auch der Schüler ohne Behinderung. Ohne die hoch qualifizierte Arbeit der Sonderschulen geht es nun einmal nicht!
Zusammenfasend sollten wir nicht nur jubeln, sondern uns an den Staaten ausrichten, die es besser machen. Denn unsere Schüler sind nicht dümmer als die Asiaten, und unsere Lehrer sind nicht weniger motiviert – der Unterschied wird wohl auf die Rahmenbedingungen zurückzuführen sein.
Leider gibt die Studie keine Auskunft darüber, wieviel Unterrichtsstunden durch Projektwochen, Klassenfahrten, Praktika oder dergleichen ausfallen – schade.
Kein Wunder, dass Lehrerverbände in Deutschland die „Testeritis“ ablehnen und nicht mehr international verglichen werden möchten.