2. 2. 2016 Ein Nachruf auf Wolfgang Rademann
Nun ist er gestorben, der weithin unbekannte Mann im Hintergrund der Fernsehserien „Traumschiff“, „Schwarzwaldklinik“ und anderer unbeschwerter Fernsehunterhaltung, die mit Einschaltquoten von bis zu 30 Mio. Zuschauern die Sehnsucht des deutschen Fernsehkonsumenten traf.
Es bleibt die andere Seite des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, nämlich Mord und Totschlag. Allein in der laufenden 9. Woche, die vom Karneval geprägt und deswegen nicht repräsentativ ist, konnten und können die Zuschauer in den Sendern der ARD nur in der Hauptfernsehzeit von 20.00 bis 24.00 Uhr unter 39 (!) Krimis mit einer unbekannten Zahl von Ermordeten auswählen.
An der wöchentlichen Spitze liegt der Tatort, gefolgt vom Polizeiruf 110 und vom „Mord mit Aussicht“. Damit nicht genug: Man schaut sich auch im US-amerikanischen und europäischen Ausland um und bemüht mit Colombo, Inspector Barnaby, Candice Renoir und Mankells Wallander Mordaufklärer anderer Staaten.
So kommt man, wenn man die Privatsender addiert und auch die anderen Zeiten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens einbezieht, auf gut und gerne ca. 100 Ermordete pro Woche
Bei ca. 900 jährlichen Mordopfern in Deutschland ist diese Zahl recht schnell im Fernsehen erreicht, denn in der Regel kommt ein Krimi mit nur einem Mordopfer heute nicht aus.
Über die Wirkung, die mit dieser wöchentlichen Mordserie das Fernsehen auf die Zuschauer ausübt, kann man nur spekulieren.
Da hatte Rademann eine positivere Wirkung, auch wenn ihm eine heile Welt vorgeworfen wurde. Wir werden ihn schmerzlich vermissen.
Bleibt zu hoffen, dass die Fernsehverantwortlichen schnell einen Ersatz finden. Die Meuchelei im Fernsehen nimmt sonst überhand.