21. 2. 2015 Warum wir Potsdamer Demokraten gegen den einspurigen Umbau der Zeppelinstraße sind

Es haute uns vom Hocker: Da stellt doch der Baubeigeordnete Klipp (B 90/Die Grünen) in der Beigeordnetenkonferenz seine Pläne vor, die bisher zweispurige Zeppelinstraße auf eine Fahrspur in jeder Richtung zurückzubauen. Dabei ist diese Straße mit ca. 30.000 Kraftfahrzeugen pro Tag die wichtigste Verbindung Potsdams in das westliche Umland.  

Zugegeben, der Fahrzeugverkehr bringt Belastungen für die Anwohner der Zeppelinstraße mit sich.  Aber einerseits sind die Belastungen durch die Pförtnerampeln deutlich geringer geworden, und andererseits scheint der Baubeigeordnete in Verkehrsfragen nicht auf dem neuesten Stand zu sein, sonst hätte er vorher andere Lösungsmöglichkeiten geprüft.

Er hat ja in seiner Amtszeit schon Erfahrungen machen können, denn vor ein paar Jahren mussten die Gleise der Straßenbahn erneuert werden. Das führte monatelang genau dazu, was Klipp jetzt möchte: Lange Staus, genervte Kraftfahrer und zusätzliche Belastungen von Wohnstraßen, über die die Kraftfahrer auszuweichen versuchten.

Nähern wir uns dem Problem einmal sachlich.

1.       Mit einer solchen Maßnahme verringert man die Menge des Verkehrs nicht oder nur unwesentlich.

2.       Der Verkehr wird sich nicht nur zu den Spitzenverkehrszeiten stauen und damit die Durchfahrtzeiten erheblich verlängern. Dass im Stau stehende Fahrzeuge mehr Emissionen ausstoßen als fahrende, dürfte selbst einem Laien einleuchten. Insofern geht die löbliche Absicht, die Emissionen zu verringern, ins Leere.

Mit künstlichem Stau werden Emissionen verstärkt und nicht verringert!

3.       Wie die Erfahrungen aus den Gleisbauarbeiten gezeigt haben, werden die Kraftfahrer  versuchen, den Stau zu umgehen und großräumig über Maulbeerallee/Voltaireweg bzw. Potsdamer Straße zur Innenstadt zu kommen oder kleinteilig über die Wohngebiete der Geschwister-Scholl-Straße resp. der Straße Auf dem Kiewitt auszuweichen.

Der Entlastung der Zeppelinstraße stehen deshalb zusätzliche Belastungen an anderer Stelle gegenüber.

4.       Dies könnte nur durch eine doppelt so starke Zuflussdosierung an der Pförtnerampel vermieden werden. Damit würde sich der Stau weiter vorverlagern. Er dürfte dann über die Ortslage Geltow hinaus bis nach Werder reichen. Von einer gemeinsamen Verkehrspolitik Potsdam und Umland kann keine Rede mehr sein.

5.       Der angedachte Park-&-Ride-Platz an der Pirschheide brächte keine Entspannung. Er liegt inmitten der Stauzone.

Die Lösung liegt also allein in einer Verstetigung des Verkehrsflusses und damit in einer funktionierenden Grünen Welle. Das gilt vor allem in dem Bereich, in dem die Messstelle angesiedelt ist, nämlich auf der Zeppelinstraße zwischen Auf dem Kiewitt und Nansenstraße.

Böse Zungen behaupten allerdings, dass die Grüne Welle zwischen den beiden benachbarten Kreuzungen nicht eingerichtet wird, damit die Messergebnisse negativ bleiben und damit eine Begründung für Eingriffe in den Straßenverkehr bieten.

Eine funktionierende Grüne Welle ist nicht so ganz einfach, denn die Kreuzung Zeppelinstraße/Sellostraße/Geschwister-Scholl-Straße/Auf dem Kiewitt ist auch dadurch problematisch, dass dort der Bus- und Straßenbahnverkehr aus Richtung Innenstadt kommend die Zeppelinstraße überqueren muss. Da er bevorzugt wird, kommt es immer wieder zu Unterbrechungen des Individualverkehrs. Bei vier Buslinien (604, 605, 631 und 580) und drei Straßenbahnlinien (91, 94, 98) kommen erhebliche Unterbrechungen zustande.

Aber es muss doch möglich sein, diese beiden kurz hintereinander liegenden Kreuzungen mit der Straße Auf dem Kiewitt und der Nansenstraße mit ihren Ampeln so aufeinander abzustimmen, dass die Fahrzeugpulks nicht jedes Mal an der nächsten Kreuzung in Höhe der Mess-Stelle (!) abbremsen und dann bei Grün wieder beschleunigen müssen!

Und in Richtung Innenstadt halten zwei Buslinien und drei Tram-Linien unmittelbar vor der Kreuzung Auf dem Kiewitt und blockieren damit einen Fahrstreifen in Richtung Osten. Während der Grünphase können also nur die Fahrzeuge auf einem Fahrstreifen abgefertigt werden, und die auf dem anderen Fahrstreifen stoßen munter weiter ihre Schadstoffe vor der Messstelle aus.

Daraus resultieren folgende Vorschläge der Potsdamer Demokraten:

1.       Einrichtung einer funktionierenden Grüne Welle in beiden Fahrtrichtungen

2.       Verlegung der Haltestelle Auf dem Kiewitt in Richtung Innenstadt auf die Sonderfahrbahn für den ÖPNV

3.       Prüfung der Verlegung einer Buslinie (604 oder 605) von der Zeppelinstraße zur Maulbeerallee über Schloss Sanssouci nach Golm

4.       Vorurteilsfreie Prüfung der Einrichtung einer Umweltzone für die Potsdamer Innenstadt als ergänzende Maßnahme

Klipp und seine Bündnisgrünen sind immer für Überraschungen gut: Sie haben federführend die Havelspange, also die Verbindung von der Pirscheide zur anderen Havelseite, verhindert, was zu einer deutlichen Entlastung der Schadstoffemissionen in der Zeppelinstraße geführt hatte. Und jetzt wollen sie die Schadstoffemissionen durch künstlichen Stau in den Griff bekommen.

Es ist unglaublich! Nicht ohne Grund haben wir das eine „Schnapsidee“ genannt!