16. 8. 2011 Café MINSK - Denkmalschutz, DDR-Architektur und Bad-Neubau im Potsdamer Norden
Schon vor Monaten hat die Bürgerinitiative Pro-Brauhausberg den Stadtfraktionen vorgerechnet, dass der Neubau eines Bades im Potsdamer Norden für 18 Mio. Euro nicht zu haben ist und dass mit annähernd 30 Mio. Euro gerechnet werden muss. Nun sind die Zahlen im Ergebnis der 3. Runde des Planer-Auswahlgremiums bestätigt worden.
Die Auseinandersetzungen um den Neubau des Bades werden letztlich vor allem in finanzieller Hinsicht geführt. Jedes Bad ist eine tolle Sache, und eigentlich müsste man in allen Stadtteilen, vor allem in der Nähe von Schulen, Bäder haben. Aber man kann sich eben nicht alles leisten, was man möchte. Das weiß letztlich jeder.
Das Freiland, an den Bedürfnissen der Jugendlichen vorbei geplant, ist ein warnendes Beispiel.
Mit 18 Mio. Euro für den Neubau hätten die Potsdamer Demokraten noch mitgehen können – bei annähernd 30 Mio. Euro muss der Kämmerer schon einen sehr schlüssigen Finanzierungsplan vorlegen. Dem Neubau des Bades jetzt noch zuzustimmen, ist unter finanziellen Gesichtspunkten problematisch - ihn einfach abzulehnen, ist auch nicht so einfach. Denn das Bad im Potsdamer Norden hat auch viel Positives für sich, denn der Norden ist ein aufstrebender Bereich in der LHP, in ihm wohnen viele Kinder, eine zweite Grundschule und eine weiterführende Schule sind geplant, und die erwarteten Synergie-Erffekte mit der Biospäre sind ebenfalls zu bedenken.
Die Potsdamer Demokraten werden sich deshalb erst eine Meinung bilden, wenn die Finazierung vorgelegt wird.
Ergänzend hat die Bürgerinitiative einen Antrag gestellt, das Bad am Brauhausberg sowie das Gebäude des ehemaligen Café Minsk unter Denkmalschutz zu stellen. Dass sie mit allen Argumenten ihr Anliegen untermauert, ist verständlich – gleichwohl hätte sie den Denkmalschutz herauslassen sollen.
Denn dieser Antrag basiert weniger auf Interesse am Denkmalschutz, sondern vielmehr darauf, mit diesem Schachzug den Abriss der Gebäude und damit den Verkauf eines Herzstücks am Brauhausberg zu verhindern – wodurch dann wiederum die Finanzierung des Bades im Potsdamer Norden zusätzlich ins Schlingern geriete.
Und die Denkmalschutzbehörden von Land und Kommune prüfen den Antrag und haben lt. Presse schon eine Tendenz ausgemacht.
Vordergründig wurde von den Antragstellern ins Feld geführt, Bad und Minsk seien Teil einer erhaltenswerten DDR-Architektur. Nun hat sich die DDR-Architektur nicht gerade durch Schönheit oder Einpassen ins Straßenbild bzw. in die Umgebung ausgezeichnet. Die gesamte Potsdamer Mitte war eigentlich ein Negativ-Beispiel dafür, was die DDR-Oberen und Stadtväter und –mütter (Frau OB Hanke) in einer Ideologie-lastigen Stadtplanung einer Stadt antun können.
Auch in der früheren Bundesrepublik Deutschland sind Häuser, die nach dem Kriege gebaut wurden und eine typische Bauweise z. B. der 50er Jahre aufwiesen, später wieder abgerissen worden. Aber von „erhaltenswerter BRD-Architektur“ spricht glücklicherweise kein Mensch!
Der Denkmalschutz sollte sich nicht vor den Karren der Bürgerinitiative spannen lassen. Er hat eine wichtige Aufgabe. Allerdings muss er sich hüten, sich selbst zu überschätzen und Objekte unter Denkmalschutz zu stellen, die von der Mehrheit aller billig und gerecht Denkenden (dem sogenannten „Normalbürger“) nicht mitgetragen werden. An dieser Stelle sei auf die Auseinandersetzungen mit prominenten Bauherren bzw. Sanierern von Denkmal-geschützten Häusern hingewiesen, die letztlich zum Battis-Bericht geführt haben.
Wenn schon die Fassade des St. Josefs-Krankenhauses an der Zimmerstraße oder Straßenpflaster unter Denkmalschutz gestellt werden, dann wird es Zeit für eine Rückbesinnung auf die eigentlichen Aufgaben des Denkmalschutzes.