22. 7. 2014 Einkaufsmeile unter dem Stadtkanal
Natürlich stehen wir Potsdamer Demokraten auch heute noch voll und ganz hinter dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 24. 1. 2001, mit dem sich die SVV für die Wiederherstellung des Stadtkanals in seiner historischen Lage und Gestalt ausgesprochen hat. Das gilt auch, obwohl die heutigen Verkehrsverhältnisse die Planer vor große Probleme stellen werden.
Und wir verstehen auch Siegfried Benn, der als Vorsitzender des Vereins zur Wiedererrichtung des Stadtkanals mittlerweile an die Grenzen seiner Geduld gestoßen ist und in Anbetracht der klammen Haushaltssituation der LHP nunmehr nach Möglichkeiten der privaten Finanzierung sucht.
Dabei ist er mit seinem Architekten Prof. Schwebel auf die aberwitzige Idee gekommen, den Platz der Einheit und ein Drittel des gesamten Stadtkanals zu untertunneln und dort eine zweigeschossige Einkaufsmeile zu errichten. Neben Parkplätzen, einem Kino und anderen Freizeit- resp. Kultureinrichtungen sollen mindestens 35.000 qm Einzelhandelsverkaufsfläche entstehen.
Diese Fläche brauchen Benn und Schwebel auch, denn die Geldgeber – das Projekt soll ca. 270 Mio. Euro kosten – möchten natürlich, dass sich die von ihnen eingesetzte Summe amortisiert, und das ist nur über die Mieten für die Einzelhandelsverkaufsflächen zu erreichen. Denn Kultureinrichtungen kann man nicht schröpfen, sind sie doch in der Regel von Zuschüssen von Stadt und Land abhängig.
Genau hier liegt das Problem. Bei einer annähernd gleichbleibenden Kaufkraft von ca. 750 Mio. Euro (Mehreinkommen werden von neuen Steuern, Mieterhöhungen und Mietnebenkosten absorbiert) kann es nur zu einer behutsamen Erweiterung des Einzelhandels kommen, die in einer angemessenen Relation zum Einwohnerzuwachs steht. Eine Einkaufsmeile von 35.000 qm, die ebenso groß ist wie der gesamte Einzelhandel in der Potsdamer Innenstadt (36.000 qm) , sprengt jede Vernunft. Schon die Erweiterung des Stern-Centers um weitere 10.000 qm Fläche wird vom Gutachter der GMA als „zuviel“ bezeichnet, und auch die entstehenden Geschäfte rund um den Landtag müssen sich erst einmal etablieren.
Benn und Schwebel schielen natürlich auf die Anziehungskraft einer solchen Einkaufsmeile auf Besucher von auswärts. Aber wie kommen die dorthin? Die Innenstadt ist nicht dafür ausgelegt, diesen zusätzliche Verkehr aufzunehmen.
Beim Stern-Center ist das etwas anderen. Dort gibt es 2.000 kostenlose Parkplätze, und das Center liegt im Kreuz leistungsfähiger Straßen. Die Potsdamer City mit ihrem täglichen Stau kann wahrlich keinen weiteren Verkehr verkraften. Nutheschnellstraße, Lange Brücke und Zeppelinstraße geben ein beredtes Beispiel.
Kein Wunder, dass am 10. 7. 2014 bei dem Diskussionsabend der Potsdamer Demokraten zu diesem Thema Siegried Benn und Prof. Schwebel harsche Kritik einstecken mussten. „Kommerzmärchen“ war noch einer der harmloseren Ausrücke, die sich beide gefallen lassen mussten. Ein anderer sprach davon, dass man schon seit Jahrzehnten mit Einkaufszeilen unter der Erde auch in Berlin schlechte Erfahrungen gemacht habe, da sie von den Käufern nicht angenommen würden, und er hielt die Untertunnelung nicht für eine Vision, sondern für eine Utopie.
So war es auch keine Überaschung, dass Prof. Schwbel die Fragen nach dem Namen des/der Investoren schuldig blieb. Gibt es ihn/sie wirklich?
Die Potsdamer Demokraten sprechen sich klar gegen das vorgestellte Projekt aus. Sie wollen den Stadtkanal, aber nicht so!
Denn diese Planung widerspricht nicht nur dem gerade verabschiedeten Einzelhandelskonzept, sondern auch der seit ca.20 Jahren beschlossenen behutsamen Annäherung an den historischen Stadtgrundriss.