10. 1. 2014 Zur Jauch-Stele – eine Ehrung für Günther Jauch, aber nicht nur für ihn

Zur Vorgeschichte:

Wir alle erinnern uns noch 1990 an die Brache zwischen Alter Fahrt und Altem Markt, auf der ein Beton-Klotz stand, der nach seiner Fertigstellung das Theater werden sollte. Fremde, die Potsdam über den damaligen Hauptbahnhof (damals noch Bahnhof „Potsdam-Stadt“ genannt) erreichten, fragte ob dieser Öde irritiert, wo denn die Potsdamer Stadtmitte sei. Und viele Kunsthistoriker, Stadtentwickler und andere Fachleute sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger hofften  darauf, dass an dieser Stelle das Stadtschloss wieder entstehen könnte, das aus ideologischen Gründen von der SED-Führung geschleift worden war.
Erste zaghafte Versuche in dieser Richtung wagte die CDU mit Wieland Niekisch und Horst Prietz, die sich allerdings in der Oppositionsrolle befand. Auch die SPD-Oberbürgermeister Gramlich, und Jakobs dachten verantwortungsvoll in diese Richtung, wurden allerdings von der unverständlicherweise starken PDS sowie der eigenen SPD ausgebremst.

Nur einige Idealisten, an ihrer Spitze Günther Jauch, hielten an der Vision fest. Um Fakten zu schaffen, errichtete Günther Jauch auf eigene Kosten einen Teil des Stadtschlosses, nämlich das Fortunaportal – eine Initialzündung, die der Beginn der wunderbaren Rettung wurde. Der Kunsthistoriker Hans-Joachim Kuke nannte es später „Das Mirakel von Potsdam“.

Denn dann folgte ein Glücksfall, dass der Landtag  eine neue Bleibe suchte und sich mit dem Gedanken trug, in die Stadtmitte zu ziehen. So konnte man die Errichtung des neuen Landtagsgebäudes und die Wiedererrichtung des Stadtschlosses kombinieren. Nur die LINKE und ihre Gefolgsleute, die Fraktion DIE ANDERE, wehrten sich vehement gegen diese Planungen und fanden Unterstützung in der Person des damaligen Finanzministers Rainer Speer (SPD), der den Potsdamern einen „Funktionalbau“ andrehen wollte. „Hüpfburgen statt Stadtschloss“ war die damalige Parole der ANDEREN.

Das rief die Potsdamer auf den Plan, die sich schon vorher im Stadtschloss-Verein zusammengeschlossen hatten und nunmehr in der Bürgerinitiative „Mitteschön“ eine Vielzahl öffentlicher Veranstaltungen für das Schloss und gegen den Funktionalbau initiierten. Die Einzelheiten können auf der Website des Stadtschlossvereins detailliert nachgelesen werden.

Tatsächlich konnten sich die Bürgerinnen und Bürger Potsdams durchsetzen. Ob der damalige Zeitgeist, der in andern Städten die Wutbürger auf die Straße gebracht hatte (Stuttgart 21, Flughafen Berlin usw.), seinen Teil dazu beigetragen hatte, sei dahingestellt. Auf jeden Fall entstand der Landtagsneubau wieder in der Kubatur des alten Schlosses und in der inneren und äußeren Fassade Knobelsdorffs. Als dann noch beim Dach aus Finanzgründen gepfuscht werden sollte (Zinn statt Kupfer), fand sich als kunstverständiger Mäzen Prof. Dr. Plattner, der mit einer enormen Spende den ursprünglichen Zustand verwirklichen half.

Zusammengefasst waren es die Initialzündung von Günther Jauch, das bürgerschaftliche Engagement der Potsdamerinnen und Potsdamer um Stadtschlossverein und Mitteschön sowie die Spende von Prof. Plattner, die uns das herrliche Ensemble mit Stadtschloss, Palast Barberini sowie die anderen Bauten an der Alten Fahrt mit einer sehenswerten historische Potsdamer Mitte wieder bescherten. Und das gegen den ausdrücklichen Willen der ewig-gestrigen LINKEN sowie der damaligen SPD-Führung um Rainer Speer!

Zu Recht wurde im Jahr 2013 Plattner mit einer Stele am Steubenplatz geehrt. Dass dabei gleichzeitig eine Schrift an der Fassade des Stadtschlosses CECI N`EST PAS UN CHATEAU (Das hier ist kein Schloss) enthüllt wurde, zeugt nur vom schlechten Geschmack und dem Nachtreten derer, die das Schloss immer bekämpft hatten.
Aber eine Stele allein für Plattner ist eben nur die halbe Wahrheit.

Zum Beschlussantrag:

Unter den Zuschauern bei der Enthüllung der Plattner-Stele befand sich auch Barbara Kuster, die mehr persönliches Engagement für die Wiedererrichtung des Stadtschosses an den Tag gelegt hatte als die meisten anderen, vielleicht sogar mehr als der Geehrte. Sie wurde von den Festrednern aus den Kreisen der LINKEN (Finanzminister Markov) und SPD (OB Jann Jakobs) nicht einmal erwähnt. Auch Günther Jauch war ihnen keine Silbe wert. Kein Wunder, dass Peter Schultheiß, Vorsitzender der Potsdamer Demokraten, ob dieser Ungerechtigkeit der Kamm schwoll. Dabei soll nicht das Verdienst Plattners kleingeredet werden, aber zur Gerechtigkeit gehört auch, die anderen zu ehren. Aber dass ausgerechnet die Repräsentanten der Parteien, die das Stadtschloss bis zum Schluss mit allen Mitteln zu verhindern versucht hatten, sich nun gegenseitig auf die Schulter klopften, war schon ein Stück aus dem Tollhaus.

Also machten sich die Potsdamer Demokrante in einem gebührenden zeitlichen Abstand daran, eine entsprechenden Antrag in die Stadtverordnetenversammlung einzubringen. Dabei wollten sie, dass dieser Antrag von einer breiten Mehrheit der Stadtverordneten getragen würde, entwarfen einen Vorschlag und sandten diesen an alle Fraktionen mit der Bitte, sich dem Antrag anzuschließen. Dabei wiesen sie ausdrücklich darauf hin, dass Änderungswünsche in der Formulierung kein Problem seien.
Anschließend hätte man diesen gemeinsamen Antrag eingebracht und der Öffentlichkeit vorgestellt.

Leider hat einer der Angeschriebenen unverzüglich die eMail an die Presse weitergeleitet und damit der Sache keinen guten Dienst erwiesen. Denn sofort positionierten sich die anderen Fraktionen resp. ihre Mitglieder öffentlich. Dabei stieß der Antrag von völliger Zustimmung bis auf absolute Ablehnung – dass diese Ablehnung ausgerechnet von einer Vertreterin der LINKEN kam, verwundert dabei nicht wirklich. Aber man merkte aus den Stellungnahmen deutlich, dass er den üblichen Weg ähnlicher Vorschläge ging: Wenn er wirklich gut gewesen wäre, wäre man selbst auf die Idee gekommen.

Die Potsdamer Demokraten hatten das geahnt und deshalb vorher die anderen Fraktionen einbinden wollen – leider lief es dann anders.

So bleibt zu hoffen, dass bei den Diskussionen in der SVV und in den Ausschüssen die angekündigten Änderungsvorschläge die gute Absicht der Initiatoren nicht verwässern. Wenn alles planmäßig geschieht, wird es zu einer Multifunktions-Stele kommen, in der durch Bild und Ton alle geehrte werden, die ihren Teil zum Wiederaufbau des Stadtschlosses beigetragen haben. Das würde auch mit dem Beschluss der SVV vom 4. 12. 2013 korrespondieren, mit dem historische Gebäude in Potsdam mit Stelen oder Schildern, ggfls. zusammen mit QR-Codes, für Touristen und Neubürger gekennzeichnet werden sollen.