5. 10. 2021 Redet sich die Union um Kopf und Kragen?

Die Neue Züricher Zeitung bringt es auf den Punkt. Sie beobachtet intensiv die Verhandlungen nach der Bundestagswahl und brandmarkt die mangelnde Diskretion der Union in den Gesprächen über eine Regierungsbildung:

„Aus der Union wurde nicht nur an diesem Wochenende etwas „durchgestochen“. Vor allem die CDU hat sich in den vergangenen Jahren in eine Tratsch-und-Klatsch-Gemeinschaft verwandelt, die so etwas wie Interna überhaupt nicht mehr zu kennen scheint. Es gibt so gut wie keine Runde, sei es in der Fraktion oder den Parteigremien, bei der man nicht nach kurzer Zeit schon haarklein nachlesen kann, wer sich mit wem und warum in den Haaren gelegen hat – nicht immer, aber sehr oft in der „BILD“-Zeitung“, klagt die NZZ.

„Wie der Herr, so´s Gescherr“, lautet ein altes deutsches Sprichwort. Und so handelt die CDU, von „denen da oben“ auf der Bundesebene angesteckt, auch auf Länder- und lokalen Ebenen! Wie haben wir uns in Potsdam schon über die Indiskretionen von Mitgliedern der örtlichen Parteiführung oder der Fraktion geärgert, die Vertraulichkeiten an die Presse gegeben haben. Dazu haben sie in den lokalen Printmedien mindestens einen Vertrauten, dem sie unter dem Siegel der Verschwiegenheit Interna stecken konnten. In der Regeln nicht um die Öffentlichkeit über ihre politische Vorstellungen zu informieren, sondern um den einen oder anderen internen politischen „Gegner“ (m/w/d) schlecht zu machen. Das Bild der CDU war diesen Schwätzern egal, Hauptsache sie konnten ihr Mütchen kühlen.

Wenn die Presse auch bisher nicht ihre Informanten preisgab, gilt doch für sie ebenso wie für die Geheimdienste, dass sie zwar den Verrat liebt, nicht aber die Verräter. Und für die Insider ist es in der Regel relativ einfach, den Informantenkreis einzugrenzen. Dazu genügte nach dem Grundsatz Nr. 1 der Kriminalisten die einfache Prüfung „Cui bono“ - also wer hat etwas davon?

So jetzt auch auf der Bundesebene! Wem spielt es in die Karten, wenn Laschet desavouiert wird und die Jamaika-Koalition nicht zustande kommt? Sind es Neider aus den eigenen Reihen oder SPD-Genossen bzw. Grüne, die Sand ins Getriebe der Verhandlungen mit der Union werfen wollen? Ist vielleicht die NZZ irgendeiner Fehlinformationa aufgesessen?

Auf die Antwort wird der Leser schon selbst kommen!